
Porto & Surroundings
- Juna

- 22. Feb. 2024
- 7 Min. Lesezeit
Lang, lang ist's her und doch möchte ich nun endlich an unserem Reiseblog weiterschreiben. Anfang/ Mitte Oktober 2023 sind wir ja in Portugal angekommen und unser nächster Stopp auf der Reise sollte Porto sein.
Da Oma und Opiman zu Besuch sind, verbringen wir die kommenden Nächte ausnahmsweise mal nicht im Bus, sondern in einer Ferienwohnung in der Nähe von Porto, in Monte de Fralães. Es gibt direkt vorm Haus die Möglichkeit unsere Oktobussy zu parken und der Ausblick über den Ort bei Sonnenuntergang mit der Kirche im Vordergrund ist wirklich schön!

Leider hat die Kirche auch einen kleinen Nachteil...nicht nur, dass sie jede Viertelstunde bimmelt, an einem unserer Morgen läuten die Glocken zu unchristlicher Stunde eine gefühlte Ewigkeit und wecken erst mich und ich, wippend im Bett, meine Eltern. "Bi ba, bi ba!" - was so viel wie bim bam, bim bam bedeutet - rufe ich voller Enthusiasmus und stoße leider nicht auf die gleiche Euphorie links und rechts von mir unter der über den Kopf gezogenen Bettdecke. Dann gehe ich halt mal zu Oma und Opa rüber...mal schauen wie die das Ganze finden..."Bi ba, bi ba" - guten Morgen allerseits! ⛪️🔔
Ich bin dankbar, dass wir zunächst mal einen Ruhetag machen und ich nicht wieder in meinem Kindersitz Platz nehmen muss. Aktuell ist es ziemlich warm und ich freue mich, dass ich in der Wohnung viel Platz habe, um meine Spielsachen auszubreiten. Außerdem hat die Unterkunft einen großen Pool - genau das Richtige zur Abkühlung! Planschen mit Mami, Mama und Opa macht so richtig Spaß und es ist sogar ein kleiner Gastschwimmer im Becken...quak! 🐸

Am nächsten Tag geht's dann aber mit dem Mietwagen von Oma und Opiman nach Porto.
Porto ist nach Lissabon die zweitgrößte Stadt Portugals und hat rund 240.000 Einwohner.

Wir beginnen unsere Stadterkundung am Mercado Ferreira Borges (rotes Gebäude links), dem Kulturzentrum Portos und der davorstehenden Statue von Heinrich dem Seefahrer. Die von ihm initiierten Entdeckungsfahrten entlang der westafrikanischen Küste begründeten die portugiesische See- und Kolonialmacht und stellen den Beginn der europäischen Expansion dar. In Omas und Opas Mitte schlender ich Richtung Douro Ufer, wo sich bei strahlendem Sonnenschein sehr viele Menschen tummeln, die am Flussufer flanieren oder sich in einem der zahlreichen Cafés niedergelassen haben.
Besser könnte das Wetter für Porto kaum sein, etwas kühler höchtens. 🥵 Die bunten Häuser des Altstadtviertels Ribeira sind wirklich hübsch anzuschauen und auch die Ponte Dom Luís I , welche die Altstadt mit der Gemeinde Vila Nova de Gaia verbindet und mitten im Zentrum Portos liegt, ist sehr ansehnlich und gilt als Wahrzeichen der Stadt. Die 385m lange Brücke hat zwei Fahrbahnebenen. Oben fährt die Metro, unten Autos – und Fußgängerinnen und Fußgänger können überall am Rand laufen. Entworfen wurde die eindrucksvolle Brücke im Jahr 1886 von Théophile Seyrig, der ein ehemaliger Schüler von Gustave Eiffel war.

Als wir das Altstadtviertel näher erkunden, welches 1996 übrigens von der Unesco zum Weltkulturerbe erklärt wurde, nehme ich doch lieber (oder gezwungenermaßen) in meinem Buggy Platz, da es durch die engen Gassen bisweilen ganz schön stark bergauf geht. Das Schieben wird zum Bäumchen-wechsel-dich-Spiel und irgendwie sind alle ganz schön aus der Puste...also alle außer ich...😎
Dass Ribeira einst die Heimat armer Fischer und einfacher Leute war, erkennt man an manch heruntergekommenem Haus. Der Sanierungsbedarf und der Leerstand in Ribeira sind groß. Dennoch hat die Altstadt Charme und es gefällt uns hier richtig gut.
Oben angekommen, gibts erstmal ein Eis. Ein Musiker trällert mit seiner Gitarre schöne Lieder auf dem Vorplatz der Sé do Porto Kathedrale, von der aus man einen schönen Blick über die Stadt hat. Das beeindruckende Gebäude ist eine der wichtigsten katholischen Kirchen auf der Iberischen Halbinsel. Errichtet wurde die Kathedrale bereits im zwölften Jahrhundert auf dem Hügel Pena Ventos. Die Hitze macht mich müde, aber das bunte Treiben lässt mich einfach nicht in den Schlaf finden. Da hilft es auch nicht, dass Opiman mich an einem ruhigen Schattenplatz gefühlte 100 mal hin- und herschiebt, während die drei anderen Fotos machen und der Musik lauschen. 📷🎸🎶
Hier noch ein paar weitere Eindrücke vom Blick über die Stadt.
Links der Praça General Humberto Delgado mit dem Rathaus der Stadt, in dessen Mitte ein 70m hoher Turm mit Glockenspiel in die Höhe ragt . In der Mitte die Igreja dos Clérigos mit ihrem 76m hohen Glockenturm, welcher damit der höchste Kirchturm Portugals ist. Und rechts die Igreja de São Bento da Vitória. Fun fact: Eine der Orgeln der Kirche hat stumme Pfeifen und erfüllt eine rein ästhetische Funktion als symmetrische Ergänzung zur zweiten Orgel, die als Meisterwerk portugiesischer Orgelbaukunst gilt. 🎹⛪️

Schließlich geht es durch die engen Gassen wieder runter...nein, nicht mit dem Tuk Tuk, sondern weiterhin zu Fuß. Allerdings sind die bunten Gefährte zu Hauf in der ganzen Stadt unterwegs und bei dem Ganzen Auf und Ab lohnt es sich schon darüber nachzudenken, nicht vielleicht doch kurz aufzuspringen. Nun ja, mir soll es egal sein...schließlich habe ich ja den Logenplatz gebucht. 😏

Von der ganzen Kletterei knurrt der Reisegruppe gehörig der Magen und geschlafen habe ich auch immer noch nicht. Vielleicht hilft ein leckeres Stück Pizza ja dabei, endlich meinen müden Augen nachzugeben. Sicher bin ich mir allerdings nicht und irgendwie ist auch alles einfach zu aufregend. 🍕
Wir kommen an der Livraria Lello e Irmão vorbei. Die älteste Buchhandlung der Stadt, die breits 1906 eröffnet hat, gilt als absoluter Touristenmagnet. 📚 Und obwohl wir schon drüber nachgedacht haben, ihr einen Besuch abzustatten, lässt uns die in der brütenden Sonne stehende Schlange schnell eine andere Entscheidung treffen - zum Glück! Die alten Holztreppen der Buchhandlung sollen J.K. Rowling angeblich zu der Treppe in Hogwarts inspiriert haben und man munkelt sogar, dass die ersten Kapitel von "Harry Potter" hier geschrieben wurden. 🧙🪄Mama macht noch schnell ein heimliches Foto über die Security hinweg und wird direkt darauf hingewiesen, sich bitte hinten in die Schlange anzustellen.
Inzwischen hat Oma mich auf den Arm genommen, da ich keine Lust mehr habe, weiter im Buggy sitzen zu bleiben, aber irgendwie (oh Wunder) immernoch müde bin.
Die nächste Kirche lässt nicht lang auf sich warten. Sehr hübsch anzusehen ist die Igreja dos Carmelitas Descalços mit ihrem kunstvollen Gemälde aus blauen Fliesen. Die barocke Kirche ist eng mit der benachbarten Igreja do Carmo verbunden und man erkennt auf den ersten Blick nicht, dass es sich um zwei verschiedene Kirchen handelt. Sie sind nur durch ein kleines, ein Meter breites, Gebäude voneinander getrennt. Dies war damals eine Art Trennlinie zwischen den für die Mönche und Nonnen bestimmten Bereiche.

An der vorhin schon vom Aussichtspunkt erblickten Igreja dos Clérigos kommen wir als nächstes vorbei, diesmal allerdings von der anderen Seite mit dem Turm im Hintergrund. Überall in der Stadt kann man Sardinendosen als Souvenir ergattern, hierfür gibt es sogar eigens eingerichtete Lädchen, die bunter kaum sein könnten. Nicht immer befinden sich hier tatsächlich Sardinen im Inneren, sondern manchmal auch Bonbons oder Schokolade.
Oma hat lahme Arme und ich erbarme mich und lasse mich (nur von ihr!) im Kinderwagen schieben. Wir laufen durch die Rua das Flores, einer blumigen Einkaufsstraße mit vielen hübschen Fassaden, bunt bemalten Stromkästen, hippen Cafés und trendigen Geschäften - und natürlich darf auch die nächste Kirche (links: Igreja da Misericórdia) nicht fehlen. Und auch eine weitere Sängerin gibt ihr Können mit Lieder à la Whitney Houston zum Besten 🎤🎶, was allerdings so gut ist, dass die Reisegruppe gern im daneben gelegenen Café eine Pause einlegen möchte. Der kurze Blick in den Kinderwagen bringt Ernüchterung und Ereleichterung zugleich....ich bin endlich eingeschlafen. 😴 Da heißt es für die anderen Vier: weiterlaufen, vom Heiß ersehnten Getränk verabschieden und schnell noch ein wenig Kleingeld in den Hut der Frau mit der schönen Stimme werfen!

Als ich tief genug schlafe, wagen die Erwachsenen es, sich doch in einem der unzähligen Straßenbars niederzulassen und ein leckeres Glas Sangria zu trinken, von dem der Kellner zunächst die Hälfte verschüttet. Als ich wach werde, wird erstmal wieder mit Oma gekuschelt, bevor wir uns schließlich auf den Rückweg zum Parkhaus begeben.

Bevor wir jedoch zurück zu unserer Unterkunft fahren, machen wir zum Sonnenuntergang noch einen kleinen Abstecher zum Praia da Árvore. Endlich wieder Meer, endlich wieder Sand zum buddeln! 🥰
Der kommende Tag führt uns nach Aveiro. Aveiro ist als „das Venedig Portugals“ bekannt, was es seinen kleinen bunten Häuschen und dem Kanalsystem zu verdanken hat, das den Ort durchzieht. 🛶 Hier kann man sich entweder auf eine Bootsfahrt mitten durch die Stadt mitnehmen lassen oder aber einfach entspannt durch die schnuckeligen Gassen streunen.
Anfangs dachten wir, Aveiro hätte die Gondeln, die sogenannten Moliceiros, echt nur erfunden, um Venedig ein wenig zu ähneln. Nach ausgiebiger Recherche bin ich aber darauf gestossen, dass die Gondeln früher der Fischerei dienten. Und blickt man noch ein wenig mehr hinter die Fassade, erfährt man, dass die Moliceiros Teil eines wichtigen Abschnitts von Portugals Geschichte waren: der Gewinnung von Salz.
Wir gönnen uns einen Tripa - einen authentischen portugiesischen Pfannkuchen, der quasi genauso aussieht wie ein Crèpes und der hier aus Aveiro stammt. Die Tripas aus Aveiro sind lediglich etwas dicker als ihre französischen Verwandten, aber nicht so dick wie deutsche Waffeln, obwohl sie genauso mächtig sind wie diese.
Nun das mag auf Deutsch nett klingen, aber „tripa“ ist das portugiesische Wort für „Darm“.
Wieso die portugiesichen Crèpes diesen wenig schmackhafen Namen tragen, konnnte ich bislang nicht herausfinden.
Fakt ist (zum Glück): sie schmecken besser als es ihr Name erscheinen lässt! 😋
Wir verzichten auf den Gondeltrip und spazieren so ein wenig durch die Gassen. Es gibt ganz süße Stellen hier, sich aber mit dem echten Venedig vergleichen zu wollen, wäre dann doch etwas übertrieben.

Dafür finde ich in einem kleinen Shop ein Foto von "Berny" (Insider wissen von wem die Rede ist) und an einer Messlatte neben der ortsansässigen Apotheke stellen wir fest, dass ich schon ganze 75cm groß bin - mit Schuhen wohlbemerkt - der Wahnsinn! Auch hier darf die Kirche mit den typisch blauen Kacheln an der Fassade natürlich nicht fehlen, klar. Die Igreja da Vera Cruz, die Kirche des wahren Kreuzes, stammt aus dem 17. Jahrhundert.

Als wir wieder in unserer Unterkunft in Monte de Fralães ankommen, gibt es für die Erwachsenen, wie eigentlich an jedem Abend hier bisher, Garnelen mit Brot und von Opiman selbstgemachter Aioli. Mami ist dankbar, dass Mama fleißig für sie mitpult, wagt sich aber irgendwann dann doch selbst ans Schälen und sorgt damit für weitere Lacher, in der ohnehin heiteren Runde, wobei sie selbst am lautesten lachen muss. Vielleicht überlässt sie die Schälerei in Zukunft doch lieber wieder den Anderen, wobei man sagen muss, dass sie sich eigentlich sehr gut geschlagen hat! 🦐

Bom apetite allerseits und bis zum nächsten Bericht! 🍽️🤗
















































































































Liebe Juna. Ich denke wir ALLE haben sehnsüchtig auf diesen Reisebericht gewartet. Wieder einmal ein ganz toller Beitrag. Dieses Mal hast Du Dich selbst übertroffen. Opiman fühlte sich wie im Geschichtsunterricht vor vielen vielen Jahren. Sehr schön und wirklich informativ. Weiter so! Ich freue mich auf den nächsten Eintrag. Dicker Kuss 💋